Die Bar am Steinplatz hat eine neue Karte – 10 Drinks 1 Look
Die Bar am Steinplatz sorgt immer wieder für Gesprächsstoff. Zweimal hintereinander als beste Hotelbar des Jahres mit dem Mixology Bar Award ausgezeichnet, den Gin aus den Regalen verbannt und mit der vollen Dröhnung an Doppelwacholder aus dem Hause Eversbusch ersetzt, eine liebevoll illustrierte Getränkekarte ohne Namen für Cocktails kreiert und jetzt setzt Christian Gentemann und sein Barteam noch eins drauf.
Zehn neue Cocktails. Alle farblos und klar. Alle im gleichen Glas serviert. Lediglich die Garnitur oder das Foodpairing gibt Aufschluss darüber, welchen Drink der Gast vor sich hat.
„Wir verstehen das nicht als Statement für einen neuen Purismus. Es ist vielmehr ein Spiel, bei dem wir das gewohnte Zusammenwirken der Sinne durcheinanderbringen. Der visuelle Eindruck gibt keinen Hinweis mehr darauf, was den Gast erwartet. Dadurch bekommen Geruchs- und Geschmackssinn mehr Raum und Autonomie“, verrät Christian Gentemann.
Nun zur neuen Karte! Die durfte ich bereits bei einem exklusiven Pre-Tasting kennenlernen. Den Anfang machte eine etwas leichtere Mischung aus Wermut, Estragon, Kümmel und Tonic. Der perfekte Aperitiv, kräuterig, bitter mit einer leicht anregenden Kohlensäure. Die dezente Färbung der Oberfläche entsteht durch die Zugabe einiger Tropfen Peychaud’s Bitters. Ansonsten war die Flüssigkeit klar, durchsichtig und sehr schmackhaft. Die Bitterkeit war angenehm ausbalanciert und die restlichen Aromen badeten harmonisch in ihrem Nick & Nora Glas. Für mich eines der schönsten Cocktailgläser, klassisch, elegant und passend zum Konzept. Der nächste Drink war eine Mixtur aus Doppelwacholder, Rote Beete Geist, Ananas und Minze. Eine Kreation, die aus der vorherigen Karte adaptiert wurde, allerdings wieder absolut klar. Die einzelnen Geschmackskomponenten sind eindeutig zu identifizieren und in der Verbindung perfekt abgestimmt, einer meiner Favoriten auf der neuen Karte.
Maximale Klarheit und Konzentration lautet das Credo.
Die besondere Herausforderung bei der Entwicklung der Drinks lag darin, dass nur klare Flüssigkeiten verwendet werden sollten. Handgefertigte Spirituosen von kleinen Brennereien, die bereits intensive Geschmacksnoten mitbringen, sorgen für die notwendige Komplexität in den Getränken. Verwendet werden nur durchsichtige Spirituosen, es wird bewusst nicht aufwendig geklärt oder andere Hilfstechniken benutzt. Eines war bei dem innovativen Ansatz nämlich auch glasklar: die Vereinfachung und Erleichterung von Arbeitsprozessen. Die Cordials bzw. Grundzutaten werden in Flaschen vorabgefüllt und später mit den Hauptspirituosen kalt gerührt. Somit bleibt dem Barteam mehr Zeit für die Beratung der Gäste.
In der Einfachheit steckt die Komplexität.
Prinzipiell unterschieden sich die 10 Drinks optisch kaum voneinander, ein paar kommen allerdings mit kleinen Gaumenfreuden wie ein selbstgemachtes Toffee, ein Stückchen Käse oder ein Oyster Leaf. Dies schwamm auf der Oberfläche des Meteoro Mezcal, dessen rauchige und fruchtige Note durch Mandarine, Limettenwasser und Agave verfeinert wird. Ich hatte bisher noch kein Oyster Leaf probiert, umso mehr überraschte mich der salzig und an Austern erinnernde Geschmack. Ein gelungenes Zusammenspiel.
„Ein Cocktail soll doch auch was fürs Auge sein“, meinte mein Tischnachbar. Er vermisste anscheinend das gängige Erscheinungsbild eines solchen. Die Vorstellungskraft wird angeregt und auch die Gespräche untereinander.
Das Auge trinkt mit und hier eben das innere Auge, der Geschmack und Geruch. Es entstehen Bilder im Kopf, es entsteht Farbe und Form.
Die neue Karte gibt es seit Freitag. Kein wildes Blättern, simple und fest sollte sie sein. Ein schwarzes unauffällig Din A3 großes flaches Kunststoffbrett lag vor mir auf dem Tisch. Das Format ist einfach, die Darstellung der Drinks verständlich. Inspiriert wurde Gentermann von den Aromenrädern, wie es auch das Freimeisterkollektiv nutzt. Das Freimeisterkollektiv ist ein Zusammenschluss von unabhängigen Kleinbrennern und führenden Bartendern, deren Produkte sich auch in den Cocktails wiederfinden. Jeder Drink kostet 14 Euro. Dreht man das schwarze Brett herum, findet man weiterhin eine große Auswahl an Craft-Bieren. Das Barfood ist deftiger geworden und ich freue mich schon beim nächsten Mal auf einen Kebab mit Ochsenbrust.
Eine gelungene neue Karte, welche die Bar am Steinplatz umso mehr zu meinen Lieblingsbars in Berlin gehören lässt. Danke für den zauberhaften Abend bei Euch.
Bilder der Drinks wurden mir von der PR Agentur Alle Vögel fliegen hoch zur Verfügung gestellt.
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