Pilgerreise zu Charles Schumann und andere Absurditäten

Pilgerreise zu Charles Schumann und andere Absurditäten

Pünktlich um 18:00 Uhr stand ich in der Schumann’s Bar. Ich setzte mich an die Bar und da kam er aus der Küche, gekleidet mit weißer Barjacke und genauso charismatisch wie ich es mir vorgestellt hatte, Charles Schumann. Das mag nun für den gewöhnlichen Barbesucher etwas albern erscheinen, aber ich war so ergriffen und starrte ihn an. Er begrüßt mich und dann machte ich das, was ich niemals tue, ich fragte nach einem Autogramm. Ich hatte mein Barbuch mitgenommen und in einer sehr freundschaftlichem Art und Weise signierte er mein Buch, hört mir zu, bestellte mir einen Drink und ließ mich sprachlos an der Theke zurück. Mit zittriger Hand setzte ich meinen Gimlet an und aß kopfschüttelnd mein Roastbeefbrot. Ein Traum ist wahr geworden, ich habe endlich Herrn Schumann persönlich getroffen und gesprochen.

Leider ist das Fleur du Mal an heißen Tagen geschlossen. Meine Enttäuschung darüber war so offensichtlich, dass Herr Petri selbst mir die Bar exklusiv zeigte. Ich konnte den langen Bartisch bewundern und ein bisschen den Geist dieser kleinen Bar erahnen. Ich setzte mich wieder an die lange Schumann Bar und beobachte das bunte Treiben der Münchner Schickeria, als ich plötzlich ein bekanntes Gesicht sah. Der Bartender aus dem Kiets König in Mannheim hatte ebenfalls die Idee das Fleur du Mal zu besuchen und musste, ebenfalls enttäuscht neben mir Platz nehmen. Dieser Zufall war allerdings so witzig, dass es nicht ganz so schlimm war. Nachdem er gegangen war, und ich mittlerweile einen Gimlet, Ambre, Black Pudding und Blood & Sand intus hatte, kam auch meine Zeit des Abschieds. Nicht ohne nochmal Herrn Schumann „heimzusuchen“ und mich bei ihm auf „meine sehr eigene Art und Weise“ (das steht nun in Anführungszeichen für die Leser, die mein Logorrhö sehr gut kennen) zu bedanken und zu verabschieden.

Man könnte nun annehmen, dass der erste Münchner Barabend enden würde. Nun, ich hatte einen eher schlechten Zeitpunkt für meine Barreise gewählt und erfuhr zudem noch, dass die Bar Gabányi am Sonntag eine geschlossene Gesellschaft hatte. Nach einer kleinen Erholungspause im Hotel ging es in die nur 800m entfernte Bar.

Die Überschrift dieses Kapitels meiner Bargeschichte könnte lauten, „meine längste Barnacht“, oder „wie es bereits hell war, als ich nach Hause ging“, oder „das zweite Autogramm des Abends“, oder das trifft es am Besten, „wie mich Stefan Gabányi in den Whiskyhimmel schickte“. Ich wollte ihn sehen, den Mann mit dem mächtigen Backenbart und den Mann, der das Whiskylexikon geschrieben hat, der Whiskyexperte und ein Urgestein der Bargeschichte. Ich stieg hinab in die Kellerbar und begegnete dem Abraham Lincoln der Nacht. Ein perfekter Gastgeber.

Ich habe nun schon einige Lokationen, Drinks und Bartender erlebt, und ich gehe immer wieder auf die Reise und Suche nach der perfekten Bar, aber es sind nicht die Bars und Cocktails, sondern es sind die Erlebnisse, die diese Nächte einzigartig und somit perfekt machen. Herr Gabányi hat diese Nacht einzigartig gemacht, weil er mich und meine Vorlieben verstanden hat. Er hat mich mit exklusiven Whiskys verwöhnt und mir auch die angetrunkenen Liebesabenteurer vom Hals gehalten. Schlussendlich hat er mir einen sehr gepflegten und erwachsenen Rausch geschenkt. Das war auch meine bisher längste Barnacht und die meisten Drinks.

Die Schumann Bar ist eine Institution, aber die Gabányi Bar ist eine neue Liebe. Es gibt mittlerweile so viele Lieblings-Bars, die alle zu ihrer Zeit für mich einzigartig waren und sind.