Die Favoriten

Die Favoriten

Insgesamt bescherte mir Paris ein wundervolles und genussreiches Wochenende. Wohl auch eines der teuersten Wochenende, aber hier war jeder Euro gut investiert. Drei großartige Bars haben auf sehr unterschiedliche Weise mein Herz erobert. Meinen Lieblingscocktail Old Fashioned konnte ich in zahlreichen Variationen geniessen. Hier nun die Favoriten der Reise.

Mein absoluter Favorit ist die Bar Le Forum. Sie vereint klassisches Ambiente, alte Bartradition und exklusive Spirituosen. Das Interieur erinnert an einen Gentleman’s Club und strahlt noch die Atmosphäre der 30er aus. Zu den Drinks werden Nüsse und Käse serviert, die Musik ist unaufdringlich, das Publikum ebenfalls klassisch. Die Bartender waren routiniert, diskret aber sehr aufmerksam. Auch ein guter Mix für das weibliche Auge. Die alten Regale tragen einige herausragende Spirituosen und es war eine Freude die Kunst hinter der Theke zu beobachten, aus der ersten Reihe selbstverständlich. Das Regal mit den Whiskys ist eine Pracht.

Die Cocktailkarte ist ein umfangreiches Buch, sortiert nach der Hall of Fame und den Alkoholika. Ich startete mit einem Black Sazerac aus der Hall of Fame und war begeistert. Der klassische Old Fashioned war ebenfalls ein Traum. Der zweite Besuch verlief sehr viel süßer. Ich versuchte den Gran Torino und das Souvenir de Paulette. Die Cocktails waren durchweg ausbalanciert, unglaublich lecker und schön präsentiert. Paulette trug ein Hütchen aus Limette mit angestossenen Wocholderbeeren. Die umfangreiche Karte befindet sich im Internet zum Download. Der einziger negative Punkt sind die Preise. Die Bar ist zu Recht auf Platz 33 der Weltbesten Bars. Hier gibt es noch sehr viel zu entdecken und ich komme auf jeden Fall wieder.

Es folgt die Bar Sherry Butt mit dem besten Old Fashioned meines bisherigen Barlebens. Gemixt von Simon Chollet. Er hat mich mit japanischem Whisky, Spanish Bitters und weiteren Ingredienzien verzaubert. Ein feiner Geschmack nach Nelke, Zimt und den Eiswürfel hat er eigenhändig rund geklopft. Unglaublich lecker …

Der Anfang gestaltete sich etwas ungemütlich. Die Bar gehört zu den In-Bars, es war Samstagabend in Paris und der Türsteher bat uns noch um ein paar Minuten Geduld. Drinnen erwartete uns dichtes Gedränge, verbrauchte feuchte Luft und laute Musik. Mir stach sofort ein Tablett mit 4 Nosinggläsern ins Auge und mir war klar, hier bleibe ich. Als ich den Barstock hinter der Theke sah, war der Schwerpunkt der Bar gut zu erkennen, Whiskys und vor allem japanischer Whisky. Es kostete Zeit und Nerven einen Platz an der Bar zu ergattern, doch das ist eben der beste Platz und kostete etwas Körpereinsatz. Die laute elektronische Musik war in den Hintergrund gerückt und ich konzentrierte mich auf das Barteam, das sehr professional agierte. Der Bartender Simon war ein super Gastgeber und trotz des Andrangs war der Service sehr exklusiv. Es wurden quadratische Eiswürfel rund geklopft und in die Tumbler gefüllt, alle Bewegungen saßen und es war ein wahres Vergnügen die Jungs hinter der Bar zu beobachten. Sie trugen beide stylische Kleidung, aber das störte mich in diesem Fall nicht. Es passte zum Ambiente.

Über der Bar befindet sich eine große Tafel mit den übersichtlichen Cocktails, die alle sehr exklusiv mit hausgemachten Zutaten sind. Der Pisco Ball war unglaublich lecker und mit gerösteten Mandeln dekoriert. Da wir bereits im Le Forum zwei Cocktails eingenommen hatten, war es an der Zeit für eine kleine Stärkung. Es gibt eine Karte mit Kleinigkeiten und die Wahl fiel auf ein leckeres Bruschetta. Ich entdeckte allerdings auch meinen geliebten Burrata. Nach drei Cocktails war dann aber Schluss. Das war ein großartiger Barbesuch und ein Fest für die Sinne. Hier sind große Künstler am Werk.

Schräg gegenüber des Experimental Cocktail Clubs entdeckte ich beim Vorübergehen einen auffälligen Barstock mit vielen Raritäten und vielen Whiskys. Wir waren auf dem Weg die Liste der Bars abzuarbeiten, die wir unbedingt sehen wollten, doch wir kehrten zurück in die Bar Jefrey’s.

Eine kleine Bar, sehr intim, sehr mondän, dunkel und im Stil der 30er Jahre. Der Barstock unglaublich, zahlreiche Bitters, Gewürze und selbst angesetzte Schätzchen. Die Karte sehr interessant unterteilt nach „For Her“ und „For Him“ und „Vintage und Forgotten Cocktails“. Meine erste Wahl fiel auf den „The Auld Fashionned Alliance“ mit Lagavulin. Guter Torfgeschmack und ein guter Einstieg, gefolgt von einem Sazerac. Der Bartender klassisch mit Fliege und Hosenträgern, unaufdringlich und sehr professionell. Tolles Ambiente und ich fühlte mich wie in einer anderen Zeit, die Welt war plötzlich in Schwarz-Weiß getaucht. Ein außergewöhnlicher Barbesuch wartet hier.