Bar Crawling in Thessaloniki
Ganz dekadent reise ich für eine Nacht nach Thessaloniki, um dort in eine Bar zu gehen. Es handelt sich um die Whiskybar Spinte, in welcher Alexander Sourbatis als Bar Manager arbeitet. Ich hatte ihn im Dezember in Athen persönlich kennengelernt. Wir hatten sofort ein gemeinsames Thema, nämlich die Bar Immertreu mit dem besten Seelbach. Er hat zusammen mit dem Besitzer des Immertreus in Köln gearbeitet und ist dann wieder nach Griechenland zurück gegangen. Er hat mich auf jeden Fall so beeindruckt, dass ich ihn nun besuchen musste. Ich nahm den Zug, da die Flüge mittlerweile etwas teurer geworden waren. Die Fahrt dauert 5 1/2 Stunden und führt Richtung Norden durch die wunderschöne griechische Landschaft. Thessaloniki ist die zweitgrößte Stadt Griechenlands und liegt am Wasser. Es finden sich einige Sehenswürdigkeiten hier, und im Gegensatz zu Athen geht es hier ruhiger zu. Es ist weniger Indien und mehr Metropole, was am Straßenbild sehr gut erkennen kann. Die Stadt gefiel mir auf Anhieb sehr gut.
Ich hatte ein Hotel um die Ecke gebucht und mir nur eine Bar vorgenommen, obwohl es hier auch weitere gute und preisgekrönte Bars gibt. Am imposanten Aristoteles Platz befindet sich in den Arkaden die Whiskybar Spinte. Der Gegend entsprechend findet sich hier eine edle Einrichtung, ein paar Kunstgegenstände, eine schöne Beleuchtung, alles sehr warm und elegant. Was aber mein Herz höher schlagen ließ, das war die Auswahl an Whisky. Das Rückbuffet ist perfekt sortiert und in kleineren Schränken sind die Raritäten untergebracht. Ich bekam eine Führung und startete unschuldig mit einem Drink von der Karte. Die Karte ist ein kleines Kunstwerk, allerdings entdeckt man das erst bei genauem Hinsehen. „The High Society Cocktail“ kommt mit Minztäfelchen und schmeckte wie After Eight. Ich erwähnte bereits die Raritäten, welche nach und nach ihren Weg in Gläser fanden und danach ihren Weg zu mir. Beeindruckende Geschmackserlebnisse und herzlich Willkommen im Whisky Olymp. Das der Pappy van Winkle mit knapp 3.000 Euro gehandelt wird und ich davon ein Glas bekam war ohne Worte ❤. Ehrfürchtig saß ich da und genoss. Das war ein meditativer Zustand, denn ich hörte auf zu denken. Ich hatte zwei Kostproben meiner Lieblingwhiskys. Es gab den Ardbeg Renaissance und einen Lagavullin 12 Jahre gelagert in Sherryfässern mit nur 48 % Alkoholgehalt. Weiterhin gab es einen besonderen Highland Park, der sehr komplex war. Hier eine Galerie, der mir servierten Schätze.
An sich war in der Bar nicht viel los und Alexander entschied mir die hiesige Bar Welt zu zeigen. Nun hatte ich bereits einschlägige Geschichten von seinen Ausflügen gehört und fing an mich zu fürchten. Zudem bekam ich auch noch einen „Seelbach“ mit seinem starken Freund Noah serviert. Noah’s Mill führt mich regelmäßig in mein Verderben in der Immertreu Bar, aber wir mussten schließlich auf Ricardo anstoßen. Das war ein sehr guter „Seelbach“ und den fehlenden Kelch ersetzten wird durch einen Julep Becher. Derweil unterhielt ich mich mit einem Gast, der ebenfalls leidenschaftlich Bars besucht.
Beim Austausch unserer sozialen Daten sah ich, dass der Bartender des Kolokotroni 9 einen Beitrag gepostet hatte. Mittlerweile habe ich einen Facebook Account, um das Bargeschehen zu verfolgen. „Ich bin hier“ ist die Funktion, die ich hauptsächlich nutze. Bei diesen Beitrag musste ich erst einmal laut lachen, denn ich erkannte genau meine Drinks wieder mit dem Kommentar „What about you?“. Die griechische Bar Welt ist der echt unglaublich.
Zu dritt ging es dann los zum „Bar Crawling“. Zunächst in die Bar Vogatsikou 3, die auch zu den besten Bars Griechenlands zählt. Eine schmale Bar, stylisch mit Holz, Metall und Glas und einem delikaten im Fass gelagerten „Boulevardier“. Auch hier findet sich ein Fläschchen in Form einer Handgranate. Das habe ich auch schon in der Spinte gesehen und lauschte interessiert den internen Bar Geschichten.
Es ging weiter in die Bar La Doze. Eine Underground Bar, die man so vor mehr als einen Jahrzehnt in Berlin hätte finden können. Der Bar Manager führte mich durch die Bar und es gab Bourbon und Bier. Auf Grund der Schnelligkeit des Trinkens war ich zum Glück erst leicht betrunken. Gegenüber von La Doze gibt es die beste Pizza Griechenlands. Das erste große Stück mit Senfgrundlage bekam ich in die Hand gedrückt und der Alkohol wich der köstlichen Masse. Die Pizza war wirklich unglaublich lecker. Die Pizzeria und die Bar gehören übrigens zusammen und der Pizzabäcker ist Italiener. Die Uhrzeit war schon etwas fortgeschritten und es wurde Zeit sich zu verabschieden. Die Gastfreundschaft in diesem Land ist unschlagbar und ich bin unendlich beeindruckt und dankbar, dass ich solche Erfahrungen machen kann.
Eigentlich war der Abend zu Ende, doch es wäre kein eigentlich, wenn ich nicht noch mit der neuen Barbekanntschaft in einen Club gegangen wäre. Musik, Bier und versuchen zu erraten wie wohl die anderen heißen mögen machte große Freude. In meinem Buch „Gebrauchsanweisung für Griechenland“ gibt es ein Kapitel über griechische Namen. Im Prinzip gibt es fünf männliche und fünf weibliche Vornamen. Dimitros, Konstadinos, Panajotis, Georgios oder Nikolaos und Stavrula, Maria, Eleni, Sofia oder Panajota. Mir liefen allerdings in dieser Nacht viele andere Namen über den Weg. Die Zeiten bei uns von Stefan, Markus, Michael, Sandra, Simone und Kerstin sind ja mittlerweile auch vorbei.
Eine kurze Nacht trennte mich von der Rückfahrt nach Athen. Und wann kehre ich nach Thessaloniki zurück? Es gibt da zwei Gründe, der eine ist noch inoffiziell und der andere findet sich hier.