No. 19 – Patrick Swayze lockte mich hinein
Die nächste Bar meines ersten Abends in Oslo war die Bar No. 19. Diese Bar gibt es schon seit vier Jahren. Ich betrat die Bar, 90er Jahre Musik empfing mich und mein erster Eindruck war „ist das schwarz hier“.
Es gibt zwei Bartresen, einen auf der Ebene des Eingangs und einen weiteren, wenn man ein paar Stufen nach unten geht. Diese Bar ist etwas versteckt in der Ecke. Ein bisschen erinnerte mich das an einen Club aus alten Zeiten, schwarz und ein bisschen „trashig“. Die Cocktailkarte hängt an der Wand und zog sofort meinen Blick auf sich. Andere Details fielen mir erst später auf, wie ein Poster zur Mendelschen Regel der Vererbung und einige Kreidesprüche auf den schwarzen Wänden. Die Atmosphäre ist herrlich entspannt und nichts lenkt ab. Ich fand meinen bevorzugten Platz an der Bar.
Der Rapscallion auf der Karte stach mir sofort ins Auge. Schon lange hatte ich keinen Rapscallion mehr getrunken und die Erinnerung schon fast verblasst. Drei starke Zutaten: Torfiger Whisky, PX Sherry und Absinth. Ich warf noch kurz einen Blick in die aufklappbare Karte, die ich als Souvenir übrigens mitnehmen durfte. Alle Drinks sind klassisch mit einem individuellen Twist. Noch während ich mich hinsetzte bekam ich ein großes Glas Wasser vor die Nase gestellt. Ich bestellte ohne zu zögern. Der Bartender fragte mich, ob ich schon mal einen Rapscallion getrunken hatte. Ich war etwas überrascht und stellte die Gegenfrage, ob er meinte, jemals in meinem Leben oder heute? Die Barmaid, die daneben stand fing an zu lachen. Es klang schon etwas seltsam, aber er fragte deshalb, weil er die Rezeptur etwas abändern wollte, oder ob ich auf die klassische Rezeptur bestünde. Er griff dabei zu einer Flasche Lagavulin 16 Jahre. Wer kann schon einem Laguvulin widerstehen? Zusammen mit Wermut und Espresso Likör machte er mir einen “Coffee and Cigarettes”, inspiriert von Bill Murrays Rolle im Film Coffee and Cigarettes. Ein Cocktail mit einem Shot an Koffein.
Starke Aromen mit etwas Komplexität, aber zugleich bleibt es einfach und entspannt. Genauso schien mir das Konzept der Bar zu sein.
Der Bartender war sehr hilfsbereit und versorgte mich mit einigen Empfehlungen seiner Lieblingsbars und ein paar weiteren Details. Die Stimmung war sehr gemütlich und ich fragte nach einem helleren Drink und meinte damit eine helle Spirituose. Ich bekam eine Probe des Clairin Casimir Haiti Rum, welcher ein schönes buntes Etikett hat und von dem ich noch nie gehört hatte. Genau genommen ist das kein wirklicher Rum. Clairin ist eine Spezialität aus Haiti, die zwar auf Zuckerrohr basiert, aber ungelagert mit gehaltvollen 53,4 % abv in die Flasche kommt. Die Kostprobe erinnerte mich spontan an Mezcal mit der fruchtigen Note eines Rhum Agricole. Überraschendes und spannendes Produkt, und unterstützte zudem den Daiquiri sehr gut.
Hier finden sich einige weniger gebräuchliche Spritituosen im Regal, welches bis unter die Decke reicht. Ich fühlte mich willkommen und hatte einen großartigen Abend dank der aufmerksamen Behandlung der Bartender. Kleine Kostproben zu reichen ist für mich immer eine Wertschätzung und ein Zeichen eines guten Gastgebers.